Seit einigen Jahren überfluten E‑Scooter diverser Anbieter die Stadt Zürich. Doch auch einiges hat sich in dieser Zeit bereits getan. Probleme erfordern kreative Lösungen.
In Zürich stehen zurzeit 4000 E‑Trottinetts. Darunter konkurrieren die vier E‑Scooter Sharing-Anbieter Voi, Zisch, Bird und Lime um die Vorherrschaft. Sie alle versprechen Klimaneutralität oder sogar CO2 einzusparen. Doch was steckt dahinter? Was den Bürgern auffällt hier in Zürich ist vor allem das entstandene Chaos durch die überall wahllos herumliegenden E‑Scooter.
Als Alternative wollen viele ein System mit fix definierten Stationen, wo man die Scooter holen und abgeben kann. So soll ein übermässiges Chaos verhindert werden. Doch aktive Nutzer des bisherigen Free-Floating-Modelles reizt genau dies, dass die E‑Scooter überall erreichbar sind. Dies bestätigt auch Katharina Schlittler, Senior Operations Manager beim Anbieter Voi. Dem Anbieter gehe es darum, die „letzte Meile“ abzudecken. So sollen die E‑Scooter immer mehr als Erweiterung des öffentlichen Verkehrs dienen und in Zürich ins Netz der SBB und ZVV eingebunden werden. Man soll anstatt dem Auto für den Arbeitsweg den Schwerpunkt auf die öffentlichen Verkehrsmittel legen und dann für die „letzte Meile“ vom Bahnhof den Hügel hinauf bis nach Hause einen E‑Scooter mieten. So gelange man noch immer sehr schnell, aber deutlich klimaschonend überallhin, wo man will. Ganz wichtig sei dabei, dass ein E‑Scooter als Teil-Ersatz zur Autofahrt dienen soll und nicht zum Vermeiden von sehr geringen Laufdistanzen.
Neben dem System mit den fixen Stationen gibt es auch noch andere Ansätze, die dem ständigen Chaos Einhalt gebieten sollen. So verlangt der E‑Scooter Anbieter Lime seit geraumer Zeit eine Bestätigung für das sorgfältige Einparkieren der Scooter in einer vorgeplanten Zone und nicht mitten auf dem Trottoir. Um dies sicherzustellen, wird nach dem Check-out in der Lime App ein Foto des geparkten Scooters verlangt. Auch wurden in Kooperation zwischen der Stadt und den Anbietern einheitliche Zonen definiert, welche für die Abgabe der E‑Trottinette gesperrt oder besonders gut geeignet sind.
Die Stadt hinkt mit ihrem Wissen noch nach
Auch die Stadt Zürich hat bereits Einschränkungen vorgenommen. Als Anbieter in Zürich darf man maximal 800 Roller aufstellen. Auch für die E‑Scooter, die im Zürichsee landen, hat man eine gemeinsame Lösung gefunden. Die Scooter werden von den Firmen intern wieder aus dem Wasser geholt ‑soweit möglich. In Extremfällen wird mit dem Wasserschutz Zürich zusammengearbeitet. Zur Vorbeugung gilt auf jeder Brücke ein Abstellverbot von Seiten der Anbieter, um so Vandalen davon abzuhalten, einen zufällig herumstehenden Scooter über das Geländer zu versenken.
Doch auch diese Grenze von 800 E‑Scootern pro Anbieter wird in Zürich zurzeit aktiv umgangen. So hat Seven Group® die zwei Anbieter Bird und Zisch ins Leben gerufen. Mit diesem Schritt können sie anstelle der 800 vorgegebenen E‑Scootern ihre Menge auf 1600 Stück in Zürich verdoppeln. Es gibt Uneinigkeiten, ob dies überhaupt erlaubt sei, meint Schlittler weiter.
Doch diese Grenze der 800 E‑Scooter wird von den Sharing-Anbietern natürlich nicht gern gesehen. Seit 2019 ist die Nutzung laut Voi um das 600-fache gestiegen, Tendenz steigend, wobei die Anzahl Scooter nicht erhöht werden durfte. So ist seit 2020 das Gesamtpaket von Voi CO2-neutral und ab 2025 will Voi CO2-negativ werden, um so einen wichtigen Teil zur Klimawende beizutragen.
Zusätzlich will Katharina Schlittler auch speziell betonen, dass man nicht immer nur die negativen Punkte an den E‑Scootern beachten solle, anstatt die deutliche Entwicklung der Konzepte und Produkte wert zu schätzen. So ist die Lebensdauer eines Fahrzeugs, das früher ein bis zwei Jahre in Betrieb war, bereits auf fünf Jahre verlängert worden. Das Aufladen der Fahrzeuge findet beinah nur noch durch den Batteriewechsel und nicht mehr durch das Abtransportieren der ganzen Scooter statt, was mit seit März 2022 mit E‑Bikes und E‑Motorrädern geschehen kann. Im Winter sei man der Kälte wegen noch vermehrt mit Autos unterwegs um die Scooter einzusammeln, wobei man lediglich mit Strom betriebene Fahrzeuge verwendet. Auf diesem Weg werden die E‑Scooter von Tag zu Tag klimafreundlicher.