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Remo Lorenzi

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E‑Scooter in Zürich: Welche Wahl soll man treffen?

in Tagesanzeiger Regional von

Braucht man einen schnellen Ortswechsel in der Stadt, so greift man zum nächstbesten E‑Scooter. Niemand achtet da wirklich auf Anbieter oder Farbe. Aber können diese denn wirklich alle dasselbe?

Um zu wis­sen, welchen E‑Scooter man am besten benutzt, haben wir die Fahrzeuge von Voi, Lime und Zisch in einem Test miteinan­der ver­glichen. Dabei sind wir auf uner­wartete Erkent­nisse gestossen. 

Doch bere­its vor dem Beginn der Fahrt zeigen sich die ersten Unter­schiede. So war bei Zisch die erste Hürde, die richtige App auf dem Smart­phone über­haupt zu find­en. Zisch besitzt keine eigene App, und wir mussten deshalb auf die App von Bird, einem anderen E‑Scooter Anbi­eter der Sev­en-Group gmbh, zurück­greifen. Wir fahren vom Klus­platz mit E‑Scootern nach Witikon. Von der Schly­fi den Hügel hin­auf sind Voi und Zisch gle­ichauf. Wir lassen den Lime Scoot­er immer weit­er hin­ter uns zurück. Oben angekom­men sehen wir zu, wie sich dieser mit seinem Fahrer die Strasse hin­auf kämpft. Einen so deut­lichen Unter­schied hät­ten wir nicht erwartet.

E‑Scooter sind in Zürich sehr beliebt. Doch welche sind am Schnell­sten? Foto: Kelim Eaton

Wir fahren weit­er, dies­mal über­holt uns der Lime Scoot­er in den flachen Pas­sagen müh­e­los. Dies obwohl eigentlich markenüber­greifend ein Tem­polim­it von 20 km/h herrscht. In Witikon angekom­men bemerken wir, dass lediglich Lime die Abgabe sein­er Fahrzeuge hier zulässt, obwohl Witikon noch Stadt­ge­bi­et ist. Die anderen bei­den müssen wir zurück zum Klus­platz brin­gen, um wieder in die Abgabezone zu gelangen.

Beim Zurück­fahren bemerken wir ausser­dem, dass die E‑Scooter von Zisch deut­lich engere Kur­ven fahren kön­nen als die der anderen.

Wieder beim Klus­platz angekom­men, stellen wir einen weit­eren inter­es­san­ten Unter­schied fest: Die Abgabe des E‑Scooters von Lime erfordert ein Foto, mit dem man beweist, dass man nicht ein­fach mit­ten auf dem Trot­toir parkiert. Sowohl bei Voi als auch Zisch ist dies nicht der Fall. Die Abgabe dann ver­läuft rei­bungs­los. Die Preise liegen alle zwis­chen 0.39 und 0.45 Franken pro Minute und ein­er zusät­zlichen Auf­schluss- und Abgabege­bühr von je 1 Fran ken. Im All­ge­meinen ist zu erwäh­nen, dass die Benutzung aller E‑Scooter nur eher geringe Unter­schiede aufweisen. Lime deckt in Zürich einen deut­lich grösseren Bere­ich ab als andere Anbi­eter. Zisch punk­tet durch ein­er dop­pel­ten Menge an E‑Scooter, da die App auch gle­icher­massen Zugriff auf Bird Trot­tinette erlaubt. Und um den Kreis zu schliessen ist Voi der bil­lig­ste Anbi­eter mit 0.39 Franken pro Minute. Die Sper­rzo­nen zum Abstellen wie zum Beispiel das Zürcher Nieder­dorf und die Brück­en über die Lim­mat sind auch bei allen identisch. 

Wie also entschei­den? Nach wie vor am meis­ten lohnt sich, auf den näch­st­besten E‑Scooter zu sprin­gen, da die Unter­schiede nur min­i­mal sind. Sollte man jedoch einen steilen Auf­stieg pla­nen, so wäre Lime defin­i­tiv nicht die erste Wahl.

E‑Scooter in Zürich: Segen und Plage zugleich

in Tagesanzeiger Regional von

Seit einigen Jahren überfluten E‑Scooter diverser Anbieter die Stadt Zürich. Doch auch einiges hat sich in dieser Zeit bereits getan. Probleme erfordern kreative Lösungen.

In Zürich ste­hen zurzeit 4000 E‑Trottinetts. Darunter konkur­ri­eren die vier E‑Scooter Shar­ing-Anbi­eter Voi, Zisch, Bird und Lime um die Vorherrschaft. Sie alle ver­sprechen Kli­ma­neu­tral­ität oder sog­ar CO2 einzus­paren. Doch was steckt dahin­ter? Was den Bürg­ern auf­fällt hier in Zürich ist vor allem das ent­standene Chaos durch die über­all wahl­los herum­liegen­den E‑Scooter.

Als Alter­na­tive wollen viele ein Sys­tem mit fix definierten Sta­tio­nen, wo man die Scoot­er holen und abgeben kann. So soll ein über­mäs­siges Chaos ver­hin­dert wer­den. Doch aktive Nutzer des bish­eri­gen Free-Float­ing-Mod­elles reizt genau dies, dass die  E‑Scooter über­all erre­ich­bar sind. Dies bestätigt auch Katha­ri­na Schlit­tler, Senior Oper­a­tions Man­ag­er beim Anbi­eter Voi. Dem Anbi­eter gehe es darum, die „let­zte Meile“ abzudeck­en. So sollen die E‑Scooter immer mehr als Erweiterung des öffentlichen Verkehrs dienen und in Zürich ins Netz der SBB und ZVV einge­bun­den wer­den. Man soll anstatt dem Auto für den Arbeitsweg den Schw­er­punkt auf die öffentlichen Verkehrsmit­tel leg­en und dann für die „let­zte Meile“ vom Bahn­hof den Hügel hin­auf bis nach Hause einen E‑Scooter mieten. So gelange man noch immer sehr schnell, aber deut­lich kli­mascho­nend über­all hin, wo man will. Ganz wichtig sei dabei, dass ein E‑Scooter als Teil-Ersatz zur Aut­o­fahrt dienen soll und nicht zum Ver­mei­den von sehr gerin­gen Laufdistanzen.

Sym­bol­bild: E‑Scooter liegen in Zürich über­all herum. Bild: Kelim Eaton

Neben dem Sys­tem mit den fix­en Sta­tio­nen gibt es auch noch andere Ansätze, die dem ständi­gen Chaos Ein­halt gebi­eten sollen. So ver­langt der E‑Scooter Anbi­eter Lime seit ger­aumer Zeit eine Bestä­ti­gung für das sorgfältige Ein­parkieren der Scoot­er in ein­er vorge­planten Zone und nicht mit­ten auf dem Trot­toir. Um dies sicherzustellen, wird nach dem Check-out in der Lime App ein Foto des gepark­ten Scoot­ers ver­langt. Auch wur­den in Koop­er­a­tion zwis­chen der Stadt und den Anbi­etern ein­heitliche Zonen definiert, welche für die Abgabe der E‑Trottinette ges­per­rt oder beson­ders gut geeignet sind.

Die Stadt hinkt mit ihrem Wissen noch nach

Auch die Stadt Zürich hat bere­its Ein­schränkun­gen vorgenom­men. Als Anbi­eter in Zürich darf man max­i­mal 800 Roller auf­stellen. Auch für die E‑Scooter, die im Zürich­see lan­den, hat man eine gemein­same Lösung gefun­den. Die Scoot­er wer­den von den Fir­men intern wieder aus dem Wass­er geholt ‑soweit möglich. In Extrem­fällen wird mit dem Wasser­schutz Zürich zusam­mengear­beit­et. Zur Vor­beu­gung gilt auf jed­er Brücke ein Abstel­lver­bot von Seit­en der Anbi­eter, um so Van­dalen davon abzuhal­ten, einen zufäl­lig herum­ste­hen­den Scoot­er über das Gelän­der zu versenken.

Doch auch diese Gren­ze von 800 E‑Scootern pro Anbi­eter wird in Zürich zurzeit aktiv umgan­gen. So hat Sev­en Group® die zwei Anbi­eter Bird und Zisch ins Leben gerufen. Mit diesem Schritt kön­nen sie anstelle der 800 vorgegebe­nen E‑Scootern ihre Menge auf 1600 Stück in Zürich ver­dop­peln. Es gibt Uneinigkeit­en, ob dies über­haupt erlaubt sei, meint Schlit­tler weiter. 

Doch diese Gren­ze der 800 E‑Scooter wird von den Shar­ing-Anbi­etern natür­lich nicht gern gese­hen. Seit 2019 ist die Nutzung laut Voi um das 600-fache gestiegen, Ten­denz steigend, wobei die Anzahl Scoot­er nicht erhöht wer­den durfte. So ist seit 2020 das Gesamt­paket von Voi CO2-neu­tral und ab 2025 will Voi CO2-neg­a­tiv wer­den, um so einen wichti­gen Teil zur Kli­mawende beizutragen.

Zusät­zlich will Katha­ri­na Schlit­tler auch speziell beto­nen, dass man nicht immer nur die neg­a­tiv­en Punk­te an den E‑Scootern beacht­en solle, anstatt die deut­liche Entwick­lung der Konzepte und Pro­duk­te wert zu schätzen. So ist die Lebens­dauer eines Fahrzeugs, das früher ein bis zwei Jahre in Betrieb war, bere­its auf fünf Jahre ver­längert wor­den. Das Aufladen der Fahrzeuge find­et beinah nur noch durch den Bat­teriewech­sel und nicht mehr durch das Abtrans­portieren der ganzen Scoot­er statt, was mit seit März 2022 mit E‑Bikes und E‑Motorrädern geschehen kann. Im Win­ter sei man der Kälte wegen noch ver­mehrt mit Autos unter­wegs um die Scoot­er einzusam­meln, wobei man lediglich mit Strom betriebene Fahrzeuge ver­wen­det. Auf diesem Weg wer­den die E‑Scooter von Tag zu Tag klimafreundlicher.

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