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Ukraine

Gesang und Kerzen für die Ukraine

Tausende Zürcherinnen und Zürcher versammeln sich auf dem Münsterhof und setzen ein Zeichen der Solidarität: Meine Eindrücke von der Kundgebung am 28.02.2022

Kerzen, Far­ben, Lichter – Gesang, Reden, Zusam­menge­hörigkeits­ge­fühl. Mit über 10’000 Beteiligten zeigten die Zürcherin­nen und Zürcher heute ihre Sol­i­dar­ität gegenüber der Ukraine. Der Mün­ster­hof vor dem Fraumün­ster, auf welchem Men­schen dicht aneinan­der ste­hen, Per­so­n­en, deren Wan­gen blau-gelb bemalt, deren Hände Kerzen, Lichter, Schilder und Trans­par­ente hal­ten, und deren Augen alle­samt auf die Bühne gerichtet sind, ver­wan­delt sich in eine Gemein­schaft. Eine Gemein­schaft, deren Teil­nehmer und Teil­nehmerin­nen unter­schiedlich­er nicht sein kön­nten, deren Ziel jedoch gle­ich ist: Ein Zeichen gegen den Krieg, gegen den rus­sis­chen Präsi­den­ten Putin und für den Frieden zu setzen. 

Demon­stran­ten und Demon­stran­tinnen mit Schildern/ Foto: Annabel­la und Lelia

«I have a dream…» — mit diesem Zitat steigt Olga Feld­meier in ihre Rede ein. Die ukrainis­che Unternehmerin rus­sis­ch­er Abstam­mung spricht vom Traum vom Frieden zwis­chen Rus­s­land und der Ukraine. Sie spricht von Brüder­lichkeit zwis­chen zwei Län­dern, deren Flaggen zwar ver­schieden, das Streben nach Frieden jedoch von den Bürg­erin­nen und Bürg­ern bei­der geteilt wird. mit densel­ben Worten war schon Mar­tin Luther King am 28. August 1963 in seine Rede eingestiegen. In dieser erläuterte er vor über 250’000 Men­schen seinen Traum von einem friedlichen Zusam­men­leben. Egal, ob weiss oder schwarz, er wün­schte sich, dass man eines Tages gemein­sam an einem Tisch sitzen kön­nte, in Frieden. Über­all wird geklatscht, Men­schen rufen «Slawa Ukra­ji­ni!». Stim­men von Kindern, empörte Aufrufe und die jubel­nde, den Redner*innen zus­tim­mende Menge. 

Meine Gefüh­le sind gemis­cht. Ein­er­seits erfreut mich das zahlre­iche Erscheinen der Men­schen, die Friedlichkeit, sowie das Gefühl von Stärke inner­halb unser­er Gemein­schaft. Es beruhigt im Kon­trast zur Aufruhr um den Krieg, Men­schen mitzuer­leben, welche sich zusam­menge­fun­den haben, und trotz allem Übel noch Hoff­nung und ein Lächeln auf ihrem Gesicht haben. Ander­er­seits jedoch empfinde ich gross­es Mitleid und tiefe Trauer für die Men­schen in der Ukraine, sowie für ihre Ver­wandten und Fre­unde, welche derzeit in Angst, Trauer und ein­er schein­bar unüber­wind­baren Ungewis­sheit leben. Ich, sowie viele andere, fra­gen sich: «Wann wird der Krieg endlich enden?», «Wie wird sich die Sit­u­a­tion entwick­eln?» «Wie viele unschuldige Zivilis­ten wer­den dem Krieg geopfert?» 

Fra­gen über Fra­gen, Antworten fehlen. 

In meinem Umfeld ist Verzwei­flung, Über­forderung und Fas­sungslosigkeit zu spüren und auch die Kundge­bung wird von gemis­cht­en Gefühlen begleit­et, was beson­ders während den Reden zu spüren ist. 

Anschliessend an die Reden der ukrainis­chen Vertreter und Vertreterin­nen, betritt die SP-Stadt­präsi­dentin Corine Mauch die Bühne. Auch sie ver­sucht die Trauer und Wut in Worte zu fassen. Das Ver­hal­ten des «rus­sis­chen Autokrat­en-Regimes» nen­nt sie «dreist», «voller Lügen» und «niederträchtig». Putin per­sön­lich müsse für den Angriff­skrieg zur Rechen­schaft gezo­gen wer­den. Zwis­chen ihren Sätzen sind Klatschen und zus­tim­mende Worte zu hören.

Der Haupt­teil der Kundge­bung ist mit den Schluss­worten der Stadt­präsi­dentin zu Ende. Nun wer­den Gassen gebildet, und Men­schen ver­lassen nach und nach den Platz. In zahlre­ichen Eck­en spielt tra­di­tionelle ukrainis­che Musik und einige Ukrainer­in­nen und Ukrain­er for­men ein Herz aus angezün­de­ten Kerzen auf dem Boden, während Töne des Liedes «Без бою» (Bez boyu), was über­set­zt so viel wie «kampf­los» bedeutet, erklin­gen, welchem dutzende Stim­men einen Charak­ter ver­lei­hen. Der Inhalt des Liedes ist inspiri­erend und schenkt Hoff­nung, um in solch ein­er schwieri­gen Sit­u­a­tion stark zu bleiben. Denn genau das soll­ten wir alle tun. 

Herz aus Kerzen: ein Zeichen der Solidarität/ Foto: Daria Semenova/
Bear­beit­et von: Elias Baumann

“Don’t stay silent!” — Unser Videocall mit Tatiana und Evgenie

Am Don­ner­stag, 3.3.2022, hat­ten wir die Möglichkeit, uns online mit Tatiana und Evge­nie aus der Ukraine zu unter­hal­ten. Sie arbeit­en als Soft­wa­reen­twick­ler für ein Schweiz­er Unternehmen und leben eigentlich bei­de in Dnipro, nur 80 km von der rus­sis­chen Gren­ze entfernt.

Im Gespräch zeigte sich schnell, wie sehr sie unter der momen­ta­nen Krisen­si­t­u­a­tion lei­den. Sie sagten uns, dass sie kaum mehr schlafen kön­nten, stattdessen mit­ten in der Nacht durch ihre News­feeds scroll­ten und ständig Angst vor schlecht­en Nachricht­en hät­ten. Bei­de fürcht­en vor allem um ihre Näch­sten, um ihre Fam­i­lien, Fre­unde, Kolleg:innen, die teil­weise noch in Kiew und anderen grösseren Städten sind.

Wir kön­nen uns nicht vorstellen, wie schlimm dieser Zus­tand für sie sein muss, und waren alle sehr betrof­fen. Wir kon­nten natür­lich ver­ste­hen, dass sie jede kle­in­ste Mel­dung ver­fol­gen und ständig nach Neuigkeit­en suchen.
Evge­nie befind­et sich im Moment in Polen, ohne seine Fam­i­lie. Seine Frau und Kinder sollen noch mit dem Zug aus dem Osten der Ukraine zu ihm kom­men. Er befand sich zum Zeit­punkt des Angriffes in Afri­ka und kon­nte direkt nach Warschau in Polen fliehen. Momen­tan sucht er nach ein­er langfristi­gen Unterkunft.

Während­dessen befind­et sich Tatiana mit ihrem 7 Monate alten Kind noch in Dnipro. Sie und ihre Fam­i­lie hat­ten Glück, Rake­te­nan­griffe in Dnipro gab es nur in den ersten Tagen von Putins Angriff­skrieg und ihnen passierte nichts, mit­tler­weile ist es dort rel­a­tiv ruhig.

Karte der Ukraine. Siehe Dnipro. Quelle: Key­stone-SDA: Ger­hard Riezler

Evge­nie und Tatiana erzählten auch, dass in grossen Teilen der Ukraine Rohstoffe wie Gas sehr knapp sind, viele Men­schen hät­ten kein fliessendes Wass­er, doch das Inter­net und Tele­fon funk­tion­ierten zum Glück noch. Die Infra­struk­tur wie Flughäfen wurde grössten­teils zerstört. 

Bild aus dem Videoan­ruf: Oben links: Evge­nie, Oben rechts: Tatiana; Unten rechts: Onlinezeitungsredaktion

Auf unsere Frage, wie wir den Ukrainer:innen helfen kön­nten, haben sie geant­wortet: “Don’t stay silent! Stay­ing qui­et makes it even eas­i­er for the evil.” Wir soll­ten unser­er Regierung zeigen, dass wir nicht ein­ver­standen sind mit dem, was momen­tan in der Ukraine geschieht — und dass unsere Regierung helfen muss. Wir soll­ten auf Kundge­bun­gen gehen, Peti­tio­nen unter­schreiben wie eine laufende, von Ukrainer:innen ini­ti­ierte, die fordert, dass der Luftraum über der Ukraine von der NATO ges­per­rt wird. Wir soll­ten auch schauen, was wo gebraucht wird, und wenn wir kön­nten, dies den Betrof­fe­nen zukom­men lassen.

03.03.2022: Demon­stran­ten bei ein­er Kundge­bung; Quelle: KEYSTONE/DPA/Daniel Reinhardt

Wir wün­schen keinem ein solch­es Schick­sal und hof­fen sehr, dass Tatiana und Evge­nie und ihre Fam­i­lien in Sicher­heit bleiben und dieser furcht­bare Krieg bald endet!

Selenski: Ein Mann, der in die Geschichtsbücher eingehen wird?

Allgemein von
Wolodimir Selenski(Wikipedia)

Wolodimir Selen­s­ki: Diesen Namen wird im Moment jed­er ken­nen. Er ist der Präsi­dent der Ukraine und ste­ht im Angriff­skrieg Rus­s­lands für Mut und für Patri­o­tismus. Er zeigt, dass er ger­ade in schw­eren Sit­u­a­tio­nen das tut, was er für gut befind­et und sich von nie­man­dem unter Druck set­zen lässt. Er erhält grossen Rück­halt in der Bevölkerung. Doch wer ist diese Per­son über­haupt, was tat sie vor dem Ukrainekrieg? 

Selen­s­ki wurde im Jahre 1978 von jüdis­chen Eltern in der Ukraine geboren. Er ging aufs Gym­na­si­um und grün­dete später eine The­ater­gruppe, welche nicht uner­fol­gre­ich war. Sie tourten durch die Staat­en der Sow­je­tu­nion. Er trat auch in ein­er Fernsehshow auf, welche grosse Ähn­lichkeit mit sein­er richti­gen Kar­riere aufweist. Er spielt dort näm­lich einen Präsi­den­ten, welch­er die Ukraine von Kor­rup­tion und krim­inellen Poli­tik­ern befreien möchte. Wenig später wurde er dann auch im echt­en Leben zum Präsi­den­ten gewählt. Es geht das Gerücht herum, dass er nur wegen der Serie gewählt wurde und nicht wegen sein­er poli­tis­chen Fähigkeit­en. Das hat er in dieser Krise aber ein für alle mal wider­legen können.

Er ist näm­lich das absolute Gegen­teil von Putin. Während dieser sich im Anzug und sehr dis­tanziert von allem zeigt, ist Selen­s­ki mit­ten­drin und filmt sich auf den Strassen von Kiew, wo er mit Fuss­sol­dat­en spricht. Er ermutigt auch die Sol­dat­en immer wieder für die Frei­heit der Ukraine zu kämpfen. Diese Pos­i­tiv­ität des Präsi­den­ten und die feste Überzeu­gung, dass die Gerechtigkeit siegen wird, scheint auch auf die Sol­dat­en und die Zivil­bevölkerung überzuspringen.

Doch ist es wirk­lich so mutig von ihm seine Armee gegen Rus­s­land kämpfen zu lassen? Rus­s­land ist viel gröss­er als die Ukraine und besitzt eine über ein Vielfach­es stärkere Armee. Auch, dass er die Zivil­bevölkerung in diesen Krieg hineinzieht und sie dazu ermutigt sich mit Waf­fen gegen die rus­sis­che Armee zu stellen, ist frag­würdig. Ist ihm sein Land etwa wichtiger als die Men­schen, welche in dem Land leben? Denn dieser Krieg hat jet­zt schon sehr vie­len Men­schen das Leben gekostet. Wenn dieser Irrsinn nicht bald mal aufhört, wer­den noch mehr Leute getötet wer­den und das zweifel­los ver­mehrt auf der ukrainis­chen Seite — jed­er Tote ist ein­er zu viel!

Ukrainekrieg ändert Einstellung zur Rekrutenschule

2021 absolvierten zwei Drittel aller jungen Männer die Rekrutenschule. Steigt in Zeiten des Krieges die Bereitschaft den Betroffenen zu helfen? Unsere Befragung der Jugendlichen zeigt, dass die Bereitschaft, die RS zu absolvieren, aufgrund des Ukrainekriegs gesunken ist. 50% aller befragten Jugendlichen würden sich heute für den Zivildienst entscheiden. 

In der ganzen Welt herrscht Unsicher­heit wegen des Ukrainekrieges. In der Schweiz­er Poli­tik sind heftige Debat­ten im Gange, ob man die Armee aufrüsten muss? Wir haben Jugendliche in Zürich gefragt, wie sie zu einem Engage­ment in der Armee ste­hen. Wir fragten sie, ob sie sich heute, in Zeit­en des Krieges, fürs Mil­itär oder den Zivil­dienst entschei­den wür­den und ob der Krieg ihre Entschei­dung bee­in­flusst. Sie beziehen klar Stel­lung, die Ansicht­en gehen jedoch weit auseinander:

Mil­itär oder Zivil­dienst? Diese Frage muss sich jed­er junge Mann irgend­wann stellen. Mit dem Aus­bruch des Krieges wurde diese ständi­ge Diskus­sion neu lanciert. Die aktuellen Ereignisse haben dazu geführt, dass für deut­lich mehr Jugendliche der Zivil­dienst die ansprechen­dere Wahl wäre. 

Ukraine-Update: Angriffe auf Krankenhaus und Geburtshaus

Angriff auf Charkiw

Die zweit­grösste ukrainis­che Stadt Charkiw wurde gestern mit heftigem Artilleriebeschuss attack­iert. Zudem lan­de­ten rus­sis­che Fallschirm­springer in der Grossstadt und attack­ierten ein mil­itärmedi­zinis­ches Zen­trum und ein Kranken­haus. Der Ukraine gelang es, sechs rus­sis­che Panz­er zu erbeuten, nach­dem es zum Kampf zwis­chen rus­sis­chen und ukrainis­chen Ein­heit­en kam.

Russen nehmen Cherson ein

Die südliche ukrainis­che Hafen­stadt wurde vom rus­sis­chen Mil­itär ein­genom­men. Seit gestern wurde in Cher­son gekämpft, der Innen­min­is­ter berichtete von zahlre­ichen toten Zivilis­ten, die ver­sucht­en, die Stadt mit Molo­tov-Cock­tails zu vertei­di­gen. Um acht Uhr Ort­szeit kon­nten die Russen die Stadt einnehmen.

Angriff auf Geburtshaus

Ein in der Stadt Schy­to­myr gele­genes Geburtshaus wurde von rus­sis­chen Artilleriegeschossen getrof­fen. Es wurde laut dem ukrainis­chen Aussen­min­is­teri­um voll­ständig zerstört. 

Fernsehturm in Kiew bombardiert

Das rus­sis­che Vertei­di­gungsmin­is­teri­um beschoss den Kiew­er Fernse­hturm, um die Kom­mu­nika­tion in der Haupt­stadt zu behin­dern. Dabei wur­den fünf Men­schen getötet und fünf ver­let­zt. Ukrainis­che Fernsehsender waren kurz nach dem Angriff auss­er betrieb, senden aber inzwis­chen wieder. Auch die nahe gele­gene Holo­caust-Gedenkstätte wurde getroffen.

Dieser Artikel basiert auf Infor­ma­tio­nen von:
20 Minuten, Ukraine Liveticker

Bilder von der Friedenskundgebung

Am Mon­tag dem 28. Feb­ru­ar fand auf dem Mün­ster­hof in Zürich eine grosse Kundge­bung für die Ukraine statt. Der Platz war bis in jede Ecke gefüllt, und manche Men­schen mussten in Gassen oder auf der Brücke ste­hen. Nach Aus­sagen von Organ­isatoren ver­sam­melten sich rund 20‘000 Menschen. 

Es wur­den Reden von Sasha Volkov, Olga Feld­meier und Corine Mauch gehal­ten. Von weit­er hin­ten waren die Redner*innen wegen den grossen Men­schen­men­gen oft nicht ganz hör­bar. Slo­gans, die immer wieder gesagt wur­den, waren: “Es ist nicht Rus­s­lands Krieg, es ist Putins Krieg“ oder “Stand up for Ukraine“. Die Men­schen haben geklatscht und gesun­gen, es waren jedoch alle sehr respek­tvoll, und bei Schweigeminuten waren alle ruhig. Ins­ge­samt eine schöne und respek­tvolle Kundgebung!

Damit du mitreden kannst: 6 Phasen der russisch-ukrainischen Geschichte, die man kennen muss

Allgemein von

Die Geschichte der Län­der Rus­s­land und Ukraine ist schon seit eh und je kom­pliziert und von Auf­stän­den, Kriegen und Kon­flik­ten geprägt. Hier sind nun die 6 wichtig­sten Phasen der Beziehung zwis­chen den bei­den Län­dern aufgezählt. 

  1. Kiew­er Rus

Die Kiew­er Rus war ein Reich, beste­hend aus Teilen Rus­s­lands, Belarus und der Ukraine, wobei Kiew die Haupt­stadt war. Ab der Hälfte des 11. Jahrhun­derts begann das Reich in kleinere Fürsten­tümer zu zer­fall­en. Die Ukraine gehörte for­t­an zum pol­nis­chen Reich. Um diese Zeit bekam die Ukraine auch den Über­nah­men “Ukraina”, was so viel wie Gren­zge­bi­et bedeutet. Dadurch wurde die Ukraine zum rus­sisch-pol­nis­chen Rival­ität­s­land. Das scheint sich bis in die Gegen­wart zu ziehen, denn schein­bar ist die Frage der Zuge­hörigkeit der Ukraine immer noch nicht ganz geklärt. 

Gebi­ete des Kiew­er Rus

2. Dreieiniges Rus­sis­ches Volk

Dies war die Vorstel­lung des altzaris­tis­chen Sys­tems. Damals war das rus­sis­che Volk in drei Kat­e­gorien eingeteilt. Es bestand aus Gross­russen, Klein­russen und Belarussen. Als Gross­russen beze­ich­nete man die Bevölkerung des heuti­gen Rus­s­lands, als Klein­russen die Bevölkerung der heuti­gen Ukraine. Das ist auch der Grund, wieso die Russen die Ukrain­er als Brüder bzw. als ihre kleinen Brüder anse­hen. Doch zu Beginn des 19. Jahrhun­derts begann sich im Gebi­et der heuti­gen Ukraine eine Nation­al­be­we­gung zu ent­fal­ten. Diese forderte die Bil­dung eines eige­nen Staates. Anfangs wurde diese Bewe­gung von Rus­s­land unter­drückt, worauf sich die Klein­russen gegen Europa wandten, weil sie dort als unab­hängiger Staat ange­se­hen wurden.

3. Sow­jetherrschaft

Im Ver­lauf des Ersten Weltkrieges ent­stand kurzfristig die Ukraine, wie wir sie heute ken­nen. Wenig später wurde der südliche Teil des Lan­des von Polen beset­zt. Doch im pol­nisch-sow­jetis­chen Krieg wurde die pol­nis­che Besatzung voll­ständig zurückge­drängt. Darauf fol­gte ein Chaos von Beset­zern und Kriegen, in denen immer wieder andere Staat­en die Ukraine beset­zten. Doch während des rus­sis­chen Bürg­erkrieges wurde nach bluti­gen Kämpfen die ganze Ukraine von der Roten Armee erobert und gehörte danach zur Sow­je­tu­nion. Die Ukraine diente den Russen als Kornkam­mer und die von Stal­in ange­ord­nete Zwangskollek­tivierung in der Land­wirtschaft führte 1929 zu ein­er Hunger­snot in der Ukraine, die 3.5 Mio. Men­schen das Leben kostete. Bis heute gilt sie, unter dem Namen Holodomor, als eine der grossen Katas­tro­phen in der Geschichte des 20. Jahrhunderts.

4. Reich­skom­mis­sari­at Ukraine

Das Reich­skom­mis­sari­at ent­stand nach der Beset­zung der Ukraine durch die deutsche Wehrma­cht und diese dauerte von 1941–1944. Teile des Lan­des kämpften gegen die deutschen Besatzer an. Der andere Teil arbeit­ete mit den Nazis zusam­men. Von da kommt wahrschein­lich auch Putins Aus­sage, dass die Ukraine nur aus Nazis beste­he und regiert werde. Die Ukraine wurde zum Schau­platz zahlre­ich­er Massen­morde an Juden und Polen. Nach dem Zweit­en Weltkrieg war die Ukraine zum ersten Mal als Ganzes in einem Land vere­int, der Sowjetunion.

5. Unab­hängigkeit

Nach dem Zer­fall der Sow­je­tu­nion erhielt die Ukraine im Jahre 1991 die staatliche Unab­hängigkeit. Seit der Unab­hängigkeit sucht die Ukraine ihre inter­na­tionale Einord­nung. In Rich­tung West­en, aber auch in die Rich­tung von Rus­s­land. Nach der Abspal­tung von Rus­s­land gab die Ukraine ihre Atom­waf­fen gegen finanzielle Hil­fe ab und erk­lärte sich 1996 für atomwaffenfrei.

6. Annek­tierung der Krim / Rus­sis­che Invasion

2014 annek­tierte Rus­s­land die Krim völk­er­rechtswidrig. Die Annex­ion erfol­gte in einem zeitweise bewaffneten Kon­flikt zwis­chen Russen und Ukrain­ern. Die wirk­liche Annex­ion erfol­gte am 18. März 2014 in ein­er verdeck­ten Aktion und gehört seit­dem zu Rus­s­land. Am 24. März 2022 erfol­gte eine näch­ste Inva­sion der rus­sis­chen Armee, die bis heute andauert. 

Zer­störungsspuren des Krieges in Kiew

Quellen: Wikipedia, SWR

Wie die Sportwelt auf den Ukrainekrieg reagiert

Allgemein/Sport von

Der Ukrainekrieg hat auch Auswirkun­gen auf den inter­na­tionalen Fuss­ball­be­trieb. Fuss­ball­spiele wer­den ver­schoben, Sportevents abge­sagt. Der Grund ist die Inva­sion in der Ukraine. Dieser Artikel gibt den Überblick darüber, wie im Sport mit dieser Sit­u­a­tion umge­gan­gen wird.

Im Zuge der Ukrainekrise hat die Sportwelt inner­halb von kürzester Zeit Mass­nah­men und Sank­tio­nen gegenüber Rus­s­land ergrif­f­en. Im Fuss­ball ist seit dem Aus­bruch des Krieges schon viel passiert:

  • Robert Lewandows­ki trug beim Spiel am Sam­stag ein Band in Far­ben der Ukraine am Arm. Dazu kam der Top­star zu klaren Worten: „Ich habe mich heute Mor­gen entsch­ieden, die ukrainis­che Arm­binde zu tra­gen, weil das, was ger­ade in der Ukraine passiert, für die ganze Welt inakzept­abel ist.” Er posi­tion­ierte seine Mei­n­ung sehr präzise. Wenn es nach ihm gin­ge, hätte Putins Rus­s­land zurzeit nichts im Sport zu suchen.
  • Die Play­offs für die Endrunde der Welt­meis­ter­schaft ste­hen an. Rus­s­land darf in den Play­offs nicht mit­spie­len, auch weil die poten­ziellen Geg­n­er von Rus­s­land wie Polen, Tschechien und Schwe­den nicht ein­ver­standen damit waren, gegen das rus­sis­che Team anzutreten. Die Fifa und die UEFA haben nun alle rus­sis­chen Klubs aus dem Welt­fuss­ball ausgeschlossen. 
  • Auch der Schweiz­erische Fuss­bal­lver­band (SFV) hat klar Stel­lung bezo­gen im Bezug zum poli­tis­chen The­ma. Die nationalen Auswahlen wer­den bis auf weit­eres keine Spiele gegen rus­sis­che Teams aus­tra­gen. Aus Sicht der SFV ver­stösst die rus­sis­che Inva­sion gegen die uni­ver­salen Werte des Fuss­balls. Die Schweiz ist bei weit­em nicht das einzige Land, das sich für die Ukraine ein­set­zt, so hat beispiel­sweise auch der englis­che Fuss­bal­lver­band jegliche Spiele gegen Rus­s­land verweigert.
  • Die ukrainis­chen Fuss­baller senden Zeichen der Sol­i­dar­ität. Nach wichti­gen Toren in der Cham­pi­ons League bejubel­ten die Ukrain­er Mali­nows­ki und Jaremtschuk ihre Tre­f­fer mit einem Zeichen an die Heimat.
Bild aus SRF Sport: Mali­nows­ki trägt ein Shirt mit der Auf­schrift “No war in Ukraine”.
  • Rus­s­land hätte in diesem Jahr das Cham­pi­ons League-Finale im eige­nen Land aus­tra­gen kön­nen. Doch nur drei Tage nach Aus­bruch des Krieges entzieht die UEFA St. Peters­burg das Finale. Neu ist es im Parc des Princes in Paris.
  • Gazprom ist eines der grössten Erdga­sun­ternehmen aus Rus­s­land. Sie sind Spon­sor von Fuss­ball­clubs wie beispiel­sweise Schalke oder auch dem grossen Wet­tbe­werb Cham­pi­ons League. Mit­tler­weile hat Schalke die Wer­bung auf ihrem Trikot ent­fer­nt. Doch eine grosse Frage bleibt das Spon­sor­ing bei der Cham­pi­ons League. Gazprom ist seit Jahren ein­er der wichtig­sten Geldge­ber. Doch wegen der vie­len Forderun­gen, auf die Gazprom-Wer­bung zu verzicht­en, ist es wahrschein­lich, dass auch dort das Spon­sor­ing nach zehn Jahren ein Ende nehmen wird. Ein­er­seits würde das Gazprom schaden, jedoch auch die Cham­pi­ons League muss einen neuen grossen Spon­sor finden.

Diese Auflis­tung zeigt: Im Fuss­ball muss man also möglichst schnell Lösun­gen für den Umgang mit dem rus­sis­chen Krieg in der Ukraine finden. 

Doch die Inva­sion in der Ukraine hat auch gross­es Mis­strauen in zahlre­ichen anderen Sportarten geweckt. Die Russen wur­den mit­tler­weile schon in vie­len Sport­bere­ichen ges­per­rt. Logis­cher­weise führt dies zu Empörung in Rus­s­land: “Die Entschei­dung schadet ein­er grossen Zahl von Sportlern, Train­ern und vor allem Mil­lio­nen von Fans…”, sagte beispiel­sweise der rus­sis­che Fuss­bal­lver­band. Hier einige weit­ere Beispiele aus anderen Sportarten:

  • Rus­sis­che Ten­nis­spiel­er senden Zeichen der Sol­i­dar­ität: Dani­il Medvedev über­nahm am Mon­tag 28.Februar 2022 die Welt­num­mer 1. Nach 18 Jahren ist erst­mals die neue Gen­er­a­tion auf dem Ten­nisthron. Doch trotz sein­er grossar­ti­gen Leis­tung ist dem rus­sis­chen Ath­leten defin­i­tiv nicht nach Feiern zumute. Er sagte, er ver­ste­he, dass Ten­nis manch­mal nicht so wichtig sei.
  • In der Formel 1 wurde schon vorzeit­ig ein für Sep­tem­ber geplantes Ren­nen in Sotschi abgesagt. 
  • Auch im Eishock­ey wur­den Rus­s­land und Belarus abges­traft. Der inter­na­tionale Eishock­eyver­band schliesst die bei­den Län­der aus sämtlichen Wet­tbe­wer­ben aus.

Anhand der Reak­tio­nen der Sportwelt wird die Mei­n­ung deut­lich: Man will keinen Krieg. Sportevents wer­den kon­tinuier­lich abgesagt.

Doch nun wer­den die Fra­gen immer gröss­er: Wie erset­zt man alle die gestrich­enen Events? Sollte man sie erset­zen? Wie geht man mit den Spon­soren langfristig um? Was passiert in Zukun­ft mit den rus­sis­chen Teams und Sportlern bei inter­na­tionalen Wettkämpfen?

Was denkt ihr?

Friedensgespräche

Seit let­ztem Don­ner­stag dringt Rus­s­land, auf Befehl des Präsi­den­ten Wladimir Putin, in die Ukraine ein. Dies ist der Höhep­unkt eines lan­gen Kon­flik­ts zwis­chen den bei­den Län­dern. Durch viele Angriffe, sowohl auf dem Boden, in der Luft und über den Meeresweg, wird die Ukraine belagert. Sog­ar die Haupt­stadt Kiew ist nach mehreren Quellen schon von rus­sis­chen Trup­pen umzin­gelt. Doch nun haben sich eine rus­sis­che und eine ukrainis­che Del­e­ga­tion zu Friedens­ge­sprächen an der Gren­ze zwis­chen Weis­s­rus­s­land und der Ukraine getrof­fen. Wir von RG News hal­ten Sie auf dem Laufenden!

Der Livet­ick­er ist bis auf Weit­eres aus­ge­set­zt, da die erste Gespräch­srunde abgeschlossen ist.


Dien­stag, 09:06 Uhr: Die Gespräche zwis­chen der Ukraine und Rus­s­land wur­den am gestri­gen Abend abgeschlossen. Die bei­den Del­e­ga­tio­nen reisen nun in die jew­eili­gen Haupt­städte zurück, um sich für die näch­ste Gespräch­srunde zu berat­en. Diese find­et in eini­gen Tagen (laut nicht ver­i­fizierten Quellen in 4 Tagen).


15:53 Uhr: Die Gespräche zwis­chen der ukrainis­chen und der rus­sis­chen Del­e­ga­tion dauern weit­er­hin an. Kurzzeit­ig hat es Ver­wirrung, wegen ein­er Mel­dung des ukrainis­chen Par­la­ments auf Telegram gegeben, welch­er sagte, dass die Gespräche been­det seien, was sich jedoch als falsch herausstellte.


13:25 Uhr: Die Friedens­ge­spräche wur­den mit­tler­weile offiziell vom belarus­sis­chen Aussen­min­is­ter Valdimir Makei eröffnet. Während sein­er Eröff­nungsrede ver­sicherte er den Anwe­senden, dass sie sich “völ­lig sich­er” fühlen sollen. Ausser­dem wurde erwäh­nt, dass der belarus­sis­che Präsi­dent, Alexan­der Lukashenko, welch­er der am läng­sten regierende Präsi­dent eines Lan­des in Europa ist und früher schon oft in Kri­tik ver­wick­elt war, darauf hoffe, während den Besprechun­gen eine gemein­same Lösung zu find­en. Der genaue Ort der Besprechung wurde nicht bekan­nt gegeben, allerd­ings ist bekan­nt, dass die Besprechun­gen auf belarus­sis­chem Boden stat­tfind­en. Rus­s­land hat mit­tler­weile bekan­nt gegeben, dass das Ziel der Ver­hand­lun­gen sei, “eine Eini­gung, welche für bei­de Seit­en vorteil­haft ist” zu finden.


11:43 Uhr: Die derzeit­i­gen Friedens­ge­spräche wer­den vor allem von ukrainis­chem Politk­ern kri­tisch gese­hen: Unter anderem vom Präsi­den­ten der Ukraine, Wolodymyr Selen­s­ki, selb­st, welch­er sagt, dass er nur auf die «kleine» Chance ein­er Eini­gung hoffe. Die Tagess­chau (Quelle) berichtet vom ukrainis­chen Diplo­mat­en Mel­nyk, welch­er die Friedens­ge­spräche eben­falls kri­tisch sieht.


10:00 Uhr: Die rus­sis­che und die ukrainis­che Del­e­ga­tion haben sich an der Gren­ze getrof­fen und die Friedensver­hand­lun­gen ange­fan­gen! Das ukrainis­che Prä­sidi­alamt berichtet, dass ein sofor­tiger Waf­fen­still­stand und ein Abzug der Trup­pen ver­langt wird. Die rus­sis­che Seite hofft nur auf ein “rasches Ende des Krieges”. 

Quelle: Wiki­me­dia

Sym­bol­bild: Die ukrainis­che Del­e­ga­tion trifft bei den Friedens­ge­sprächen ein.

Allerd­ings berichtet der ukrainis­che Präsi­dent in sein­er Rede vom Son­ntag, dass er keine (schnelle) Eini­gung zwis­chen bei­den Parteien erwarte. Den­noch hoffe er auf die (kleine) Chance, dass sich bei­de Parteien eben doch eini­gen kön­nten. Externe schätzen die Wahrschein­lichkeit ein­er gemein­samen Eini­gung auch als sehr ger­ing ein.

Luftan­griffe wer­den in der Region der Friedens­ge­spräche ausgesetzt.

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