Warum fühlt sich die Mafia in der Schweiz so wohl?

in Allgemein/Schweiz/Zürich von

Kein griffiges Anti-Mafia-Gesetz, zudem zu wenig Wissen über die vielfältigen Aktivitäten der organisierten Kriminalität. Darum operieren italienische Clans in der Schweiz unter dem Radar. 

In der Pizze­ria Bel­la Vista (Muri, AG) hat die Bun­de­spolizei am 21. Juli 2020 eine grossan­gelegte Aktion durchge­führt, die im Zusam­men­hang mit der ital­ienis­chen Mafia, der ‘Ndrangheta aus Kal­abrien ste­ht. (KEYSTONE/Alexandra Wey)

In Ital­ien macht man es der Mafia nicht leicht: Es gibt genug Geset­ze, die dem organ­isierten Ver­brechen ein Stück weit die Hände binden. Zum Beispiel dür­fen die Behör­den in Ital­ien präven­tiv gegen verdächtige Per­so­n­en vorge­hen sowie ihr Ver­mö­gen beschlagnah­men, einziehen oder staatlich zwangsver­wal­ten. Was speziell an diesen Mass­nah­men ist? Sie kön­nen allein auf­grund der blossen Gefährlichkeit ein­er Per­son ergrif­f­en wer­den. Ausser­dem sind sie unab­hängig von der Bege­hung ein­er Straftat und der Eröff­nung eines Strafverfahrens. 

Der Ital­ienis­che Mafi­a­para­graf 416 sieht schon für die Zuge­hörigkeit ein­er solchen Organ­i­sa­tion bis zu 26 Jahre Haft vor. In der Schweiz kommt man für mafiöse Ver­brechen für max­i­mal fünf Jahre hin­ter Git­ter. Die organ­isierte Krim­i­nal­ität, vor allem ital­ienis­ch­er Prä­gung, ist in der Schweiz tief ver­wurzelt, wenn auch kaum sicht­bar. Dies beweisen zahlre­iche Ver­haf­tun­gen, die let­zten gab es im Juli 2021 im Kan­ton Aar­gau und im Kan­ton Tessin auf Wun­sch der kal­abre­sis­chen Anti-Mafia-Direktion. 

Der Schweiz­erische Ansatz zur Mafia-Bekämp­fung ist unzure­ichend. Das sieht man daran, dass die Mafia tra­di­tioneller­weise in den Gren­zkan­to­nen zu Ital­ien und Deutsch­land agiert. Die zuständi­ge Behörde jedoch hat ihren Sitz in Bern. Ein Beispiel dazu datiert aus dem Jahr 2014 aus Frauen­feld. Die Bun­deskrim­i­nalpolizei filmte neun Mafiosi der kal­abre­sis­chen ‘Ndrangheta bei einem Ini­ti­a­tion­sri­tus. Die Behör­den jedoch beschränk­ten sich darauf, das Video an die Anti-Mafia-Ein­heit von Reg­gio Cal­abria (Ital­ien) zu schick­en und die Ver­hafteten auszuliefern. Es gibt keine Hin­weise, dass in der Schweiz eine Stra­fun­ter­suchung stat­tfand, obwohl der lokalen Mafia-Organ­i­sa­tion min­destens 18 Mit­glieder ange­hörten und sie seit über 40 Jahren auf dem Ter­ri­to­ri­um tätig war. 

Im Moment ist es so, dass die Beweis­lage von den ital­ienis­chen Unter­suchun­gen abhängig ist. Da die Mafiosi auf Schweiz­er Ter­ri­to­ri­um agieren (und somit auch straf­fäl­lig wer­den), müsste man in der Lage sein, vor Ort Beweise zu sam­meln und Unter­suchun­gen zu starten. Man kön­nte hier das Sys­tem von Ital­ien benutzen: Die Geschäft­szweige beobacht­en und analysieren, in denen sich mafiöse Aktiv­itäten entwick­eln. In der Schweiz bet­rifft das vor allem die Gas­tronomie, das Baugewerbe sowie den Verkauf von Autos. Die Schweiz dient der Mafia auch als Umschlag­platz für Güter wie Waf­fen und Dro­gen. Die Dro­gen kom­men zum Beispiel aus Ital­ien und sind für den Schweiz­er Markt bes­timmt. Die Waf­fen kom­men aus Drit­tlän­dern und gehen weit­er nach Ital­ien. Der Grund für das unzulängliche Vorge­hen hierzu­lande sind unter anderem die fehlen­den Ressourcen und Ermittler. 

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