Den gleichen Ruf wie früher hat das Schneeparadies St. Moritz wohl schon länger nicht mehr. Viele der berühmten Immobilienbesitzer sind mittlerweile verstorben und die jungen, wilden Generationen setzen sich fest. Von purer Eleganz und Exklusivität wandelt sich die Engadiner Gemeinde langsam in einen lärmigen, gefüllten Ferienort. Aber wo zieht es die Superreichen hin? Nach Gstaad, Aspen? Der Witz ist, sie sind alle noch da, bzw. fast. Nämlich etwa zwei Kilometer weiter an einem abgelegenen und sonnigen Hang mit einer magischen Aussicht auf den Silvaplana See: dem Suvretta-Hang. Wie sich dieses kleine Gebiet zum teuersten Ort der Schweiz entwickelt hat und was für eindrucksvolle, gigantische Paläste ‚unter anderem das teuerste Haus der Schweiz, dort stehen, wird in diesem Artikel aufgezeigt.
Die Geschichte des Suvretta-Hangs beginnt anfangs des 20. Jahrhunderts. Der englische Schiffsbauer G.S.F. Edwards liess unten am Hügel für seine Frau eine riesige Villa bauen, die „Villa Suvretta“. Dieser gefiel das Haus jedoch mässig und er verkaufte es deshalb seinem Freund Sidney Goldman weiter. Dieser machte um diese Zeit Bekanntschaft mit dem Schweizer Hotelier Anton Bon und zusammen mit ihm liess er das Gebäude ausbauen. Am 16. Dezember 1912 eröffneten sie ein Hotel. Schnell entwickelte sich das “Suvretta House“ zu einem Treffpunkt der Prominenz vor allem aus der Politik und der Wirtschaft.
1935 wurde vom Hotel aus dann einer der ersten Skilifte der Schweiz eröffnet, sodass das oberhalb liegende Skigebiet Corviglia für die Hotelgäste direkt erreichbar wurde. Ab den 1930er Jahren bauten viele wohlhabende Familien und Clans ihre Häuser am Suvretta. Für die grosse Masse blieb das Gebiet aber immer unbekannt. Der richtige Boom fing erst vor etwa 20 Jahren an. St. Moritz verlor langsam seine Exklusivität und Attraktivität und die Reichen suchten einen neuen Ort, um sich zurückzuziehen. Die Ruhe und Schönheit des Suvretta-Hangs wurde entdeckt und alle stürzten sich darauf. Alle wollten bauen und die Preise explodierten. Die ersten Käufer, wie zum Beispiel der Unternehmer Schmidheiny, können sich heute theoretisch über eine Wertsteigung um das 8400-Fache freuen. „Wenn ich diesen Berg hochschaue, sehe ich 100 Milliarden Dollar“ soll der deutsche Bankier Karl Otto Pöhl einmal gesagt haben.
Am Suvretta-Hang stehen momentan 62 Villen. Wer an diesem Ort ein Haus kaufen will, muss mit mindestens 30 Millionen rechnen. Sieben dieser Häuser befinden sich sogar im Wertbereich von 100 Millionen oder mehr, wobei eine Villa besonders raussticht: „The Lonsdaleite“. Im Wert von 180 Millionen Franken ist sie nicht nur mit Abstand das teuerste Haus der Suvrettas, sondern auch das teuerste Haus der Schweiz.
Von aussen sieht die Riesen-Villa noch relativ “bescheiden“ aus, der grosse Luxus ist nämlich wie so oft an diesem Hang unter der Erde versteckt. Das Haus streckt sich ganze sechs Stöcke nach unten und beinhaltet unter Anderem ein Heimkino, ein unterirdischer See der mit 178 Swarovski-Kristallen als Lichtquelle beleuchtet wird und ein Ei-förmiger Frühstücksraum, dessen Wände mit 24-karätigem Blattgold bemalt sind. Vom geheizten Skiraum aus, hat man sogar direkten Zugang zur Skipiste und einem Skilift. Gebaut wurde der Palast vom polnischer Milliardär Luc Kulczyk der 2015 aber mit 65 Jahren verstorben ist, weshalb The Lonsdaleite nun zu vermieten ist. Wer nur zwei Wochen Ferien in der 5600 Quadratmeter grossen Luxus-Villa verbringen will, muss bereit sein 3.6 Millionen Franken dafür auszugeben.
Video zu “The Lonsdaleite“: https://youtu.be/66IS00B79zo